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Die Dorfentwicklung

Eine Zusammenfassung

Foto Radbruch Dorfmitte
Radbruch Dorfmitte

Geographie

Geomorphologisch ist das Dorf zwischen Elbmarsch und Geest auf einer Höhe von ca. 6 bis 10 m über NN angesiedelt. Es liegt im periglazialen Bereich der Weichseleiszeit. Oberflächlich finden sich überwiegend Schwemmsande des Urstromtals, aber auch Dünen mit podsolierten Böden.

In der Tiefe liegen saaleglaziale Tone, Kiese und Presstorfe. Das bodennahe Grundwasser ist stark eisenhaltig. Unter lange ungenutzten Feuchtwiesen findet sich daher ein großflächiges Raseneisenerzvorkommen. In den periglazialen Senken bildeten sich Niedermoore mit einem frühmittelalterlichen Mooreichenhorizont. In den Reliktmooren, Feuchtgebieten und in der Forst sind viele faunistische und floristische Besonderheiten anzutreffen (umfängliche Orchideenwiesen, Kranich-, Milan-, Adlervorkommen usw.).

Geschichte

Eine erste Erwähnung des Ortes findet sich 1252 im Urkundenbuch des Verdener Domkapitels als Rotersbrug. Aus der Abgabe des sog. Schmalzehnten kann auf eine überwiegend forst- und landwirtschaftliche Nutzung geschlossen werden. Eine dauerhafte umfängliche Siedlungsaktivität ist für die Zeit nicht belegt.

Das eisenhaltige Wasser der Bruchwaldniederung weist oft eine Rotfärbung auf, daher der Name roter Bruch (s.a. Roddau – rote Aue), später dann Radbruch. Die Vermessung des Kartographen Mellinger von 1592 zeigt „Raarbroock“ als ausgedehntes Wald- und Sumpfgebiet. Auch in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1767 ist „der Rath Bruch“ hauptsächlich die Bezeichnung für eine Flur. Einzig der Meierhof ist als „königl. Stutery“ eingetragen.

Die neuzeitliche Siedlungsentwicklung beginnt erst nach dem Wegzug des kurhannoverschen Pferdegestüts 1778. Die mit der Verkoppelung von 1779 entstandenen Hofstellen sind noch heute prägend im Dorfbild erkennbar.

Foto Alter Bahnhof Radbruch
Alter Bahnhof Radbruch

Geradezu berühmt wurde das Dorf im 19. Jahrhundert – und zwar durch den Schäfer Heinrich Ast. Er kam 1873 auf den Hof Ahlers, später Fischer und machte sich einen großen Namen als Heilkundiger. Ab dem Jahre 1894 behandelte er in Radbruch täglich bis zu 1000 Patienten. Möglich wurde dies durch die 1848 eröffnete Eisenbahnlinie Hannover-Harburg. Natürlich profitierten vom Ast´schen Wirken nicht nur die Patienten. Im Dorf gab es eine ganze Reihe von Herbergs- und Gastronomiebetrieben, die Landwirte boten einen Kutschendienst vom Bahnhof zum Ast´schen Anwesen in der heutigen Bardowicker Straße an. Schäfer Ast starb 1921. Die Praxis wurde bis in die 90iger Jahre fortgeführt. Einige der Ast´schen Mittel sind noch heute in der Winsener Ratsapotheke erhältlich.

In dieser Zeit waren für Radbruch auch Lehrer Moritz und Bürgermeister Wilhelm Stein von Bedeutung. Nachdem Ast den ersten Stromgenerator für sein Privatgelände beschaffte, waren es Stein und Moritz, die in den zwanziger Jahren die Elektrizität nach Radbruch holten. Noch im April 1933 wurde Stein nach 41 Amtsjahren mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Stein hatte das Ende der Nazi-Zeit mutig vorausgesagt. Von den neuen nationalsozialistischen Machthabern wurde er alsbald aus dem Amt gedrängt und bis Kriegsende wurde unser Dorf im Sinne der NSDAP geführt.

Während des Krieges waren viele Landwirte eingezogen. Auf den Höfen kamen sog. Fremdarbeiter zum Einsatz. Die wurden in Radbruch höchst unterschiedlich behandelt. Während sich in einigen Fällen freundschaftliche Verbindungen bis heute ergaben, litten die Arbeiter auf anderen Höfen bitteren Hunger und fanden sich nächtens auf benachbarten Höfen ein, um etwas zu Essen zu bekommen.

Heute

Siedlungsschübe sind mit dem Bahnbau (Gleisbau-arbeiter, Bahnhofs- und Zugpersonal, Streckenposten) und den Zeiten nach den Weltkriegen (z.B. Flüchtlingsstrom nach dem 2. Weltkrieg und die sog. Forstkompanie) verbunden.

Die jüngste planmäßige Entwicklung Radbruchs beginnt mit dem Bebauungsplan Nr. 1 „An der Bahn“ aus dem Jahre 1969.

In Abständen wurden weitere Bebauungspläne für Wohn- und Gewerbegebiete entwickelt. Neben dem dorfnahen Wohnen für Familien wird auch Augenmerk auf die ältere Generation gelegt. Hier wurde insbesondere den geänderten demografischen Bedürfnissen Rechnung getragen.

Heute leben ca. 2100 Einwohner in Radbruch. Es gibt zwei Kindergärten, eine Krippe, die Grundschule, den Dorfladen, zwei Gaststätten, den Bahnhof, Sportanlagen, ein Gemeindehaus und ein reges Vereinsleben. Durch die naturnahe Lage hat Radbruch einen hohen Naherholungswert. Aufgrund der Bahnanbindung, der nahen Autobahnauffahrt und der Infrastruktur ist das Dorf ein sehr nachgefragter Wohnort.

Seit der Gebietsreform 1974 ist Radbruch Mitglied der Samtgemeinde Bardowick und gehört somit zum Landkreis Lüneburg.

Das in den Dreißigerjahren entstandene Radbrucher Wappen zeigt einen Ast, darunter Axt und Haue: Verweise auf die traditionelle Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft.


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