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Unsere Grundsätze der Dorfpolitik

Dorfentwicklung

Luftbild von Radbruch

Der Hauptzweck einer sinnvollen Dorfentwicklung liegt auf der Hand: bestmögliche Wohn- und Lebensqualität für alle.

Es geht also unter anderem um die "Infrastruktur" der Gemeinde. Der Begriff Infrastruktur bedeutet wörtlich "inneres Gefüge". Gemeint ist die Organisation des Wohnumfeldes: Menschen brauchen an ihrem Wohnort verkehrssichere Straßen ebenso wie gut erreichbare Kindergärten, Schulen, Jugend- und Senioreneinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebote.

Eine besonders weitentwickelte Infrastruktur bieten Städte und Großstädte. Hier findet der Bürger öffentliche Verkehrsmittel, Schwimmbäder, Einkaufspassagen, Fitnesscenter, Kinos, Theater und so fort. Diese Infrastruktur will allerdings finanziert und ausgelastet sein. Abgesehen davon, daß sie teuer ist, erfordert sie das Wohnen vieler Menschen auf relativ engem Raum, was von einer großen Anzahl als so nachteilig empfunden wird, daß sie aus den Städten ins ruhige Umland zieht.

Es ist deshalb zu kurz gedacht, wenn eine dörfliche Gemeinde nur nach schnellstmöglichem Wachstum strebt, um eine möglichst städtische Infrastruktur bieten zu können: viele Menschen leben schließlich gerade deshalb auf dem Lande, weil ihnen an der ländlichen Ruhe und Natur liegt.

Die Aufgabe einer dörflichen Gemeindepolitik besteht somit darin, das infrastrukturell Notwendige zu erreichen und zugleich den Wunsch der Bürger nach ländlicher Lebensqualität zu erfüllen. Dorfwachstum um jeden Preis ist mit Sicherheit der falsche Weg. Wo nämlich Pendlerschlafstädte aus dem Boden gestampft werden, geht die gewünschte Lebensqualität am ehesten verloren; dort stimmt am Ende nicht mal die Infrastruktur; stattdessen fördert die Anonymität von Satellitensiedlungen nur all zu oft gesellschaftliche Probleme wie Vereinsamung und Jugendkriminalität.

Andreas Troge, bis Juli 2009 Präsident des Umweltbundesamtes, erklärte zur herrschenden Zersiedlungstendenz: "Wir haben in Deutschland 2003 einen Flächenverbrauch von täglich 93 Hektar für Siedlung und Verkehr registriert, darunter 38 Hektar für den Wohnungsbau und 42 Hektar für Gewerbe, Sport und Freizeit, jeweils mitsamt Erschließungsstraßen. Hinzu kommen 13 Hektar sonstige Verkehrsflächen, das heißt Wege, Hauptverkehrsstraßen, Eisenbahnen, Flugplätze. [...] Einen starken Druck auf die Fläche gibt es auch in Ballungsräumen. Da verdrängen immer neue "Speckgürtel" um Großstädte nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern zugleich Erholungsräume für Menschen. Ein grundsätzliches Problem ist, dass der Großteil unseres Flächenverbrauchs für Siedlung und Verkehr aus landwirtschaftlichen Nutzflächen gespeist wird. Damit geht nicht nur biologische Vielfalt verloren, sondern auch Boden, den wir aus Klimaschutzgründen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe brauchen. [...]

Zielsetzung muss sein, dass wir durch eine Konzentration auf die jetzt bebauten Gebiete nicht weitere Kulturlandschaft für Siedlung und Verkehr in Anspruch nehmen. [...] Die fortschreitende Zersiedlung zu stoppen ist nicht nur aus ökologischer Sicht geboten, sondern auch aus ökonomischer. Bei rückläufiger Bevölkerungszahl wird nämlich die Vorhaltung der Infrastruktur gar nicht mehr bezahlbar sein."